Krieg hatte immer eine spezielle Faszination auf mich. Vielleicht liegts daran, dass ich in Österreich aufgewachsen bin, einem Land, das mit den Ausbrüchen zweier Weltkriege verbunden ist. Vielleicht auch daran, dass ich nach 9/11 in den USA mitansehen musste, wie schnell die amerikanische Gesellschaft auf Krieg eingeschworen wurde. Jedenfalls musste ich glücklicherweise nie die grossen Entbehrungen eines Krieges am eigenen Körper spüren.
Im Rahmen meines Dokumentarfilmdrehs zu GLOBAL WARNING in Südtirol fand ich dann noch völlig intakte ausgeaperte Schützenstellungen, hoch-explosive Munition, Granaten und Sprengstoff, Knochenreste von Soldaten und ausgehöhlte Bergspitzen. Eine bizarre Welt, die einem in den Südtiroler Bergen auf bis knapp 4000 Höhenmeter begegnet. Wie Monumente der Warnung stehen die Überreste dieses Krieges inmitten einer überwältigenden Natur. Mir wurde schnell klar, dass dies eine einmalige Kulisse abgeben würde.
Aus den Erfahrungen des Dokumentarfilmes entwickelten wir die Geschichte von DER STILLE BERG (DSB).
Visuell ist DSB atemberaubend. Die grossartigen Vistas der Dolomiten sind ein Charakter für sich. Die Liebesgeschichte ist nicht nur Selbstzweck, sondern ein Erzählstrang, der spürbar macht, was dieser Krieg von all den Menschen abverlangt, die in ihn verwickelt waren.
Alle Charaktere in DSB gehen mit diesem Krieg sehr unterschiedlich um. Sie tragen ihn mit aus den verschiedensten Gründen. Jedoch kommt keiner ungeschoren davon. Darzustellen, dass es in einem Krieg letztlich nur Verlierer gibt, ist ein wichtiger Aspekt von DSB.
DSB ist eine spannende historische Geschichte, die jenen Krieg thematisiert, der Tirol teilte, das Ende der Donaumonarchie bedeutete und die Weichenstellung für den 2. Weltkrieg darstellt. DSB ist aber auch ein packendes Drama, das uns eine Welt am Abgrund näher bringt. Ein Abgrund, der sich vor den Augen jeder Generation auftun kann.
Ich freue mich sehr, unseren Film im Rahmen der 100-Jahr-Erinnerung des 1. Weltkrieges mit dem Publikum teilen zu können.
Herzliche Grüsse
Ernst Gossner